Ich erinnere mich noch gut an einen Urlaub in Frankreich. So viele schöne Dörfer mit Ortskern und nicht wie in Deutschland häufig anzutreffen, Straßendörfer ohne Mitte. Was mich in Frankreich sehr verwundert hat, dass selbst die kleinsten Dörfer noch einen Schlachter hatten, einen Bäcker und einen kleinen Supermarkt. Warum ist das so? Ganz einfach: Die Menschen in Dörfern kaufen offenbar in diesen Läden ein.
In einem Bistro habe ich es selbst erlebt. Neben uns saßen drei ältere Herren am Tisch, den Wein aus dem Laden um die Ecke, das Baguette aus der Bäckerei und die Pastete vom Schlachter daneben.
Und das Dorf hatte nur 700 Einwohner!
Diese Form von Lokalpatriotismus scheint den deutschen Schnäppchenjägern wohl abzugehen. Hierzulande haben die kleinen Läden nicht nur in den Dörfern geschlossen, sondern auch in vielen Teilen
der Großstädte.
Der kleine Laden um die Ecke, war zu meiner Kindheit eine Selbstverständlichkeit. Der eine war 200 Meter von der Wohnung entfernt, der nächste – bekannt für seine Schlachterei – 600 Meter. Zur
gleichen Zeit gab es auch schon große Supermärkte. Marktkauf, das war so einer. Da fuhr man mit dem Auto hin und machte den Großeinkauf. Nach und nach haben die kleinen Läden aufgegeben.
Ältere Menschen, die selbst gar nicht mehr mit dem Auto zu den großen Märkten fahren konnten, haben ihre Kinder oder Enkel mit den Einkäufen beauftragt. Und somit das Problem verschärft. Am Ende
müssen jetzt alle junge , wie alte Menschen, ob mit oder ohne Auto, ziemlich lange Wege in Kauf nehmen, um selbst nur ein Pfund Butter zu kaufen. Die Kleinigkeiten, die man beim Großeinkauf
vergessen hat, dafür muss man heutzutage im ländlichen Raum ins Auto steigen.
Umso mehr freue ich mich über den kleinen Laden bei mir in Marburg um die Ecke. Mit seinem Format würde er bestimmt 6x in einen Discounter heutigen Größe passen.
Und damit der kleine Laden dort auch bleibt, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, dort regelmäßig so viel wie möglich einzukaufen. Obst, Sekt, Kekse, was sich gerade ergibt. Ich bin auch
dankbar, dass nicht zuletzt REWE und Edeka mit ihren genossenschaftlichen Betriebsstrukturen, diese Form der Nahversorgung überhaupt möglich machen.
Im kleinen Laden muss ich nicht lange suchen. Man kennt das Personal, und es herrscht eine familiäre Atmosphäre. Mir ist bewusst, dass die keine großen Gewinne machen, umso mehr freue ich mich
darüber.
Und das habe ich den Betreibern neulich auch gesagt: Ich liebe diesen Laden. Toll, dass es euch gibt, vielen Dank!
Ich finde diese Form der Nahversorgung extrem wichtig. Es sind zugleich Orte, der Begegnung. Sie stehen für Gemeinschaft statt Gegeneinander.
Und daher mein Appell: Kauft in den kleinen Supermärkten ein solange es sie noch gibt.