Beim Klimaschutz nicht resignieren!

Ein Journalist fragt mich für eine Radiosendung, warum der Klimaschutz als politisches Thema an Bedeutung verloren hat und wie sich das ändern lässt.


Puh, was soll man dazu sagen? Klimaschutz hat schon immer ein auf und ab in der gesellschaftlichen Wahrnehmung gehabt. Zudem sind die Leute ziemlich abgestumpft, fühlen sich ohnmächtig und scheinbar ist überall Krise in Deutschland und der Welt.


Die Erhitzung des Planeten wirkt dagegen kaum bedrohlich. Die Klimakatastrophe schleicht sich heran. Heiße Sommer hat es immer schonmal gegeben, Zecken sind über die zurückliegenden Jahrzehnte normal geworden. Ähnlich wird es wohl auch mit der Tigermücke sein.


Weder Bienensterben, Regenbomben noch eisfreie Arktis lassen einen Ruck durch Deutschland gehen im Sinne von „wir müssen jetzt mehr gegen die Klimakatastrophe unternehmen.“ Ebenso allmählich wie der Klimawandel kommt, gewöhnen wir uns daran. In den Apotheken gibt es Zeckenzangen und auch mit Tropenkrankheiten werden wir irgendwie umgehen lernen. Wir erhöhen die Deiche installieren Klimaanlagen, machen das Beste daraus.


Zwar müssen nach und nach in einigen Teilen der Welt hunderte Millionen Ihre Heimat verlassen, weil diese etwa durch Dürre oder steigenden Meeresspiegel schlichtweg unbewohnbar wurde. Aber das löst hierzulande nun wahrlich kein akutes Handlungsbedürfnis aus.


Und so ist es fast schon verwunderlich, dass immerhin zehn bis 20 Prozent der Bürger:innen durch ihr Wahlverhalten mehr Natur- und Klimaschutz fordern. Das reicht zwar nicht aus, für einen raschen Wandel. Zu groß sind die Widerstände derjenigen, die vom »weiter so Deutschland« profitieren. Und doch hat die Umweltbewegung in den vergangenen 30 Jahren und besonders in den letzten Jahren, einen gewaltigen Transformationsprozess auf dem Weg gebracht.


Damit es weitergeht mit dem Klimaschutz, ist es wichtig, dass diejenigen, die sich dafür engagieren, nicht den Mut verlieren. Kippt die Stimmung in Frustration und in Passivität, steht es wirklich schlecht um die Zukunft der Menschheit.


Ich rate daher, nicht nur nach vorne zu blicken, sondern auch die Erfolge zu sehen und zu feiern. Dass Investoren Windkraft, Solarstrom und Stromtrassen gerade so schnell ausbauen und so viele Speicher beantragt haben, all das kam ja nicht von allein.


Dafür hat die Politik den Weg bereitet, hat die Gesetze formuliert und besonders viele Gesetze vereinfacht. Zu viele Regeln waren zuletzt das größte Hindernis für die Energiewende.


Aber dass es überhaupt so weit gekommen ist, liegt am Druck der Umweltbewegung. Die großen Fortschritte der letzten Jahre hat aus meiner Sicht die Friday for Future Bewegung ausgelöst. Noch nie war grüne Politik so populär. Noch nie habe ich mir vorstellen können, dass wir die Klimaschutzziele wirklich rechtzeitig erreichen.


Wenn ich an die Lobbymacht der fossilen Industrie denke, erscheint es mir wie ein Wunder, dass Deutschland und die Europäische Union klimaneutral werden können. Doch nun sehe ich es so, wir können es schaffen. Zumindest in Deutschland. Einfach, weil wir es können und weil es jetzt nicht mehr um das ob geht, sondern nur noch um das wie.


Deswegen, engagiert euch weiter! Jede Form von Engagement, ob eine Initiative vor Ort zu unterstützen, eine Partei oder eine Stiftung oder eine Petition, alles ist besser, als zur resignieren.


Und immerhin kann man dann seinen Enkeln sagen, ich habe es versucht.