Anfang September habe ich im Historischen Saal des Rathauses einen Vortrag von Marc Schumacher gehört, der Titel war „Zukunft der Innenstadt“. Das war für mich ein sehr interessanter Termin. Und ich denke auch für die vielen Einzelhändler, die extra für diesen Vortrag ins Rathaus gekommen sind.
In vielen Städten unserer Größe habe der stationäre Einzelhandel keine Perspektive mehr, so Schumacher. Kein Förderprogramm, der Welt würde das ändern.
Eine Stadt brauche ein Mindestmaß an Relevanz, damit Händler sich halten können oder gar investieren. Und das sei in Marburg gegeben – grundsätzlich, wenn wir es richtig machten. Marc Schumacher,
muss man wissen, ist ein weltweit gefragter Berater und Experte bei diesem Thema.
Als er sagte, wir sollten Eintritt für unsere Stadt nehmen wie etwa Venedig, mussten viele Lachen. Doch er meinte das superernst. Unsere Oberstadt sei ja quasi ein Freilichtmuseum.
Seine zentralen Botschaften drehten sich um die sogenannte Erlebnisökonomie. Die Menschen seien bereit ungeheure Summen auszugeben, für besondere oder gar exklusive Erlebnisse. Darauf müssten
sich die Innenstädte der Zukunft vorbereiten; dass die Leute nicht zum Einkaufen kommen, um beispielsweise eine Bratpfanne zu erwerben. Das würden sie online machen. Ich glaube auch nicht, dass
sich dieser Trend nicht umkehren wird. Zu praktisch ist der Onlinekauf, zu umständlich die Fahrt in die Stadt.
Viele Untersuchungen zeigen, in den Innenstädten kommen nur noch 20-30 Prozent des Umsatzes von Kunden die mit dem Auto vor Ort sind. Da hilft auch keine zentraler und billiger Parkplatz.
Auch aus dem Marburger Umland kommen die Menschen in die Stadt, um ins Restaurant zu gehen, um neue Dinge zu sehen, besondere Läden, für Kunst, Konzerte, Ausstellungen, um zu flanieren, sich zu
begegnen. Sie kommen in die Stadt, um etwas zu erleben und dabei kaufen sie ein und das können dann auch Produkte sein, die man online eigentlich genauso gut bekommt, so Schumacher.
Der Referent beobachtet weltweit viele Städte, auch so kleine wie Marburg. Seine Empfehlung: Weniger Autoverkehr. Weg von er autogerechten Stadt zur Stadt für Menschen. Anders gesagt: Die gute
Erreichbarkeit mit dem Pkw sei schlecht für Vielfalt, Lebens- und Aufenthaltsqualität und damit auch negativ für den Handel. Wer das nicht erkennte, habe keine Zukunft. Denn flanieren und
bummeln, viel Grün und Raum für Begegnung, das seien die zentralen Kategorien.
Die Städte müssen sich entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen, mit welchen Strategien sie auch langfristig für den stationären Handel eine Perspektive bieten können.