Was mich immer wieder deprimiert, ist der fortschreitende Aus- und Neubau von Straßen. Und deswegen drängt es mich immer wieder darüber zu schreiben. Während es bei der Energiewende inzwischen
richtig vorangeht, verschlimmert sich die Lage im Straßenverkehr. Mehr Autos, mehr Lkw, mehr Kilometer, mehr Spritverbrauch, mehr Klimagase, mehr Schadstoffe, mehr Mikroplastik. Durch die
zunehmende Zerschneidung der Landschaften werden Zonen ohne Lärm immer kleiner. Zentrale Ursache dieser Entwicklung ist der Ausbau des Straßennetzes.
Dass zusätzliche Straßen, mehr Verkehr mit sich bringen ist kein Mythos, sondern Fakt. Doch die meisten Politiker scheinen das zu verdrängen, wie Donald Trump den Klimawandel.
Und wie ist das bei den Experten im Bundesverkehrsministerium? Sind die dumm und ignorant? Wohl kaum. Wie erklärt sich dann, dass man einfach weiter plant und baut, als gäbe es kein Morgen
mehr?
Die für Verkehrspolitik Verantwortlichen begrüßen in ihrer breiten Mehrheit auch Verkehrswachstum, denn damit geht ja schließlich wirtschaftliches Wachstum einher. Gewiss, da sind die oben
genannte Probleme mit dem Natur- und Klimaschutz. Aber offenbar scheinen diese Probleme den Verkehrsexperten im Bund und Land weniger am Herzen zu liegen als das Wirtschaftswachstum.
Nur grüne Politiker stellen das Verkehrswachstum grundsätzlich in Frage.
Ansonsten sehe ich krasse Widersprüche zwischen Postulaten und Taten: In der Kommunalpolitik begegnen mir in breiter Mehrheit Menschen, die den Verkehr begrenzen, ja sogar verringern wollen und
zugleich den Ausbau von Straßen und Neubaustrecken befürworten. Da wird das Problem der Verkehrszunahme geleugnet und verdrängt. Da wäre man dann doch wieder beim Trump-Stile.
Ja aber werden jetzt einige erwidern, die neue Umfahrungsstraße dient doch der Entlastung. Sie führt zu weniger Verkehr! Nein, das hat es noch nie gegeben. Die Umfahrung führt zu Beschleunigung
und die mündet immer in mehr Verkehr. Meist verpufft sogar die Entlastung einer Wohngegend nach einigen Jahren.
Ich erinnere mich gut an einen Schlagabtausch im Kommunalparlament. Es ging um die Frage, wie großzugig eine Straße ausgebaut werden sollte, die zwei Stadteile durch ein Wohngebiet verbindet.
Eine schmale Wohnstraße mit Tempo 30 hätte die Probleme klein gehalten. Die breite Version mit Tempo 50 würde den Verkehr zwischen den Stadteilen anschwellen lassen. Die Grünen wurden überstimmt.
Eingeprägt hat sich bei mir der abschließende Satz zur sozialdemokratischen Begründung der Asphaltmaximalversion: »Der Verkehr kommt dann schon!«.