Moral und Ohnmacht

Welche Hinweise braucht der Verbraucher auf Lebensmitteln wirklich, um ökologisch einzukaufen? Die Produktion wird jedenfalls nicht durch Öko-Informationen auf Verpackungen nachhaltiger, sondern durch gesetzliche Vorgaben. Tim Caspary  / pixelio.de
Welche Hinweise braucht der Verbraucher auf Lebensmitteln wirklich, um ökologisch einzukaufen? Die Produktion wird jedenfalls nicht durch Öko-Informationen auf Verpackungen nachhaltiger, sondern durch gesetzliche Vorgaben. Tim Caspary / pixelio.de

Es gibt Leute, die hätten es am liebsten, wenn auf jedem Produkt ein CO2-Label prangen würde, das ausweist wie sehr das Klima für die Herstellung zum Beispiel einer Tomate belastet wurde. Ich habe noch nicht erlebt, dass jemand eine Tüte Chips im Regal liegen ließ, nachdem er durch einen Hinweis auf der Verpackung davon erfahren hat, wie viel Fett dieses Produkt enthält.

 

Und wenn selbst die schrecklichen Krebsfotos auf Zigarettenschachteln kaum jemanden vom Kauf abhalten, wie sollen dann Hinweise zum Umweltschutz einen Wandel von Konsumroutinen bewirken?


Als wäre es nicht schon lange klar, dass der einzelne mit der gesellschaftlichen Verantwortung Klimaschutz, Wasserschutz, Artenschutz und so weiter überfordert ist, setzten sich immer wieder diverse Organisationen dafür ein, mit genauen Hinweisen, die Verbraucher zu informieren. Man kann auf so viele Probleme hinweisen: Über 130 Liter Wasser stecken in einer Tasse Kaffee, für das Rindfleisch wurden viel Quadratmeter Regenwald abgeholzt. Zig Tonnen Material werden für ein Handy verwendet, hinzu kommt die Kinderarbeit. Summarum, kann man fast kein moralisch einwandfreies Produkt kaufen.


Es wird zu viel über das gesprochen, was das moralisch Richtige ist, was man selbst tun sollte. Wenn man sich ständig öko-korrekt verhalten soll und das so unfassbar schwerfällt, weil alles sein für und wider hat, es so viel Informationen gibt oder weil man einfach zu faul ist oder zu wenig Geld hat, dann fühlt man sich ohnmächtig. Der auf Produkte bezogen Informationsüberfluss hat in keinem nennenswerten Umfang zu einem Konsumwandel geführt. Stattdessen stehen wir vor einer kollektiven Resignation vor uns selbst und unserer Verantwortung. Man will ja so gern, aber was kann man schon tun. Es bringt doch nichts, wenn ich verzichte.


Die Produktion wird nicht durch Öko-Informationen auf Verpackungen nachhaltiger, sondern durch gesetzlich Vorgaben. Wer hingegen den Wandel ausbremsen will, beschwört bei der Klimakatastrophe die Verantwortung des Bürgers. Die hätten es schließlich in der Hand, aber ändern ihre Gewohnheiten nicht. Nicht der Verkehrsminister Volker Wissing verfehle die Klimaziele, sondern die Menschen mit ihren Mobilitätsgewohnheiten, sagte Christian Lindner. Da stellt sich dann die Frage, wofür man Politiker braucht, die keine Verantwortung übernehmen wollen.