Das eigene Auto bremst die Mobilitätswende aus

Ich kenne sehr viele Menschen, die sich einen großen Teil ihrer Freizeit für den Klimaschutz engagieren. Besonders das Thema Verkehr brennt fast allen auf den Nägeln. Sie wollen weniger Autos in der Stadt und mehr Platz für Radwege, Aufenthalt und Grün.

 

Zugleich gibt es unter diesen Engagierten kaum jemand ohne eigenes Auto. Offenbar fällt es selbst Klimaschutzaktivisten schwer, sich davon zu trennen. Das wäre aber notwendig, wenn die Vision von der autofreien Innenstadt Wirklichkeit werden soll.

 

Darauf angesprochen nennen Autobesitzter natürlich viele Gründe, weshalb sie darauf angewiesen sind. Und, dass ihr Fahrzeug inzwischen eigentlich ein Stehzeug sei. Man würde es kaum noch benutzten. Kein Problem also?

 

Doch, die Herstellung belastet das Klima und verschlingt enorme Mengen Ressourcen. Zudem stehen für jeden Pkw ca. drei Parkplätze zur Verfügung. Vor der eigenen Haustür, vorm Supermarkt beim Arbeitgeber. Und mit jedem Gebäude kommen weitere dazu.

 

Das Intimauto ist ein ökologisches Problem, auch wenn wir wenig damit umherfahren.

 

Aber was ist eigentlich »wenig«? Das ist natürlich relativ. Ein Kollege sagte mal über sein Auto »das nutzten wir eigentlich gar nicht«. Ich habe mich dann erkundigt, wieviele Kilometer da so zusammenkommen. Er schätzte so rund 10 000 Kilometer pro Jahr. Ganz schön viel für wenig.

 

Und das hat seinen Grund. Denn ein Wagen der vor der Tür steht ist enorm verlockend. Eben mal einkaufen, eben mal zum Baumarkt, die Kinder wegbringen, abholen etc. Eben mal. Kostet ja kaum etwas.

Selbt bei dem laut ADAC-Tabelle günstigsten Fahrzeug enstehen monatlich über 200 Euro Kosten für's Herumstehen.
Selbt bei dem laut ADAC-Tabelle günstigsten Fahrzeug enstehen monatlich über 200 Euro Kosten für's Herumstehen.

Gerade reden die Menschen viel von den hohen Spritpreisen. Das ist der variable Faktor. Über die enorm hohen Kosten für Kauf und Unterhalt beklagt sich kaum jemand. Im Gegenteil scheint es ganz okay zu sein, 30 000 Euro für ein mittelprächtiges Auto zu überweisen.

 

Durch die hohen Fixkosten entsteht der ökonomische Druck, es auch zu nutzten. Das Bahnticket wirkt einfach sehr, sehr teuer, gegenüber den Kosten für Treibstoff. Im Vergleich zu den Kosten für eine Fahrt mit dem CarSharing-Wagen ist Bahnfahren allerdings super günstig. CarSharing heißt Vollkostenrechnung. Die Fixkosten spiegeln sich in jedem gefahrenden Kilometer wieder. Deswegen fahren CarSharer viel seltener Auto.

 

Die spannende Frage bleibt, was veranlasst die Menschen dazu, ihre verhängnisvolle Liebe zum Automobil aufzugeben und damit unsere Städte lebenswerter zu machen?

 

In einem Blog habe ich dazu ein Autoabschaffprämie vorgeschlagen. Ich kenne allerdings nur sehr wenige Menschen, die das in den letzten zehn Jahren gemacht haben. Inzwischen wurde der Essay in der TAZ veröffentlicht.