Die privaten Haushalte benötigten im Jahr 2018 etwa gleich viel Energie wie im Jahr 1990 und damit gut ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland. Das ist ein Problem für den Klimaschutz. Denn beabsichtigt war eigentlich, dass sich der Strom- und Wärmeverbrauch bei den Menschen daheim deutlich verringert. In ihrem Klimaschutzplan sieht die Bundesregierung eine Reduktion von knapp 70 Prozent bis 2030 vor.
Deswegen hat man die Energiestandards für Neubauten deutlich angehoben und deswegen werden Jahr für Jahr ein Prozent der vorhandenen Gebäude saniert. LED-Lampen und supersparsame Waschmaschinen
sind inzwischen der Normalfall. Warum kommen wir dann nicht zum Weniger?
Ein zentraler Grund ist, dass die Zahl der Haushalte wächst und damit auch die Wohnfläche pro Kopf, während die Einwohnerzahl sich kaum verändert hat. Wie kam es zu dieser ungünstigen Entwicklung?
Erstens: Es gibt einen Trend zum Singlehaushalt. Auch Paare wohnen nicht selten getrennt, wenn sie es sich leisten können. Wenn sich der Haushalt verkleinert, die Kinder ausgezogen sind
oder die Partnerin verstorben ist, ziehen die meisten Menschen nicht in eine kleinere Wohnung. Auch die Untervermietung ist eher die Ausnahme.
Zweitens: Junge Familien wünschen sich ein Häuschen mit Garten. Deshalb entstehen auch in Städten, deren Einwohnerzahl stagniert, neue Einfamilienhaussiedlungen. Ohne Neubau, könnten
sich viele Paare mit kleinen Kindern den Wunsch nicht erfüllen. Denn Häuschen mit Garten im Bestand werden zumeist erst dann verfügbar, wenn die Eigentümer:innen ins Pflegeheim müssen oder
verstorben sind.
Drittens gibt es meines Erachtens noch die paradoxe Entwicklung, dass günstige Mieten die Quadratmeterzahl pro Kopf erhöhen. Wenn beispielsweise ein Single locker 800 Euro für die Miete
erübrigen kann, dann ist die Wohnung in Bramsche tendenziell größer als in München. Das heißt, das verfügbare Einkommen bestimmt zum großen Teil die Wohnungsgröße. Und mit steigendem Einkommen
werden die Wohnungen größer.
In Deutschland entstehen pro Jahr rund 250 000 neue Wohnungen. Dieses Wachstum kompensiert zu einem großen Teil die Investition zur Verbesserung der Energieeffizienz. Denn die neuen
Wohnungen und Häuser werden ja zusätzlich beheizt. Und die Herstellung von Zement verbraucht irre viel Energie. In jedem weiteren Haushalt gibt es dann zusätzlich Kühlschränke, Waschmaschinen und
Fernseher.
Soweit erstmal für diesen Sonntag. In den nächsten Beiträgen werde ich dazu weiter berichten, unter anderem mit einer guten und einer schlechten Nachricht.