Fastenzeit. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schlägt vor: Plastikfasten. Oh weh. Die Kampagne bewirkt höchstens, dass die Menschen feststellen, wie extrem aufwendig ein Leben ohne Plastik ist.
Gewiss, einige Verhaltensregeln lassen sich recht leicht umsetzen. So dürfte es nicht so schwer fallen, Getränke in solchen Flaschen zu kaufen, die gereinigt und neu befüllt werden. Aber wie bekommt man Käse ohne Verpackung? Und ist das überhaupt besser, wenn ich meinen Behälter spüle, als eine dünne Folie? Ist das hygienisch okay?
Damit wir uns nicht falsch verstehen, es ist richtig, wenn es den Menschen gelingt, ihren Plastikkonsum zu verringern. Ich selbst fahre wöchentlich zum Markt und lasse mir am Käsestand die Ware
direkt über die Theke reichen und packe ihn in meine dafür vorgesehene Dose. In der COVID-Krise braucht es Überredungskünste, damit der Händler das macht. Aber zu hoffen, dass 20 oder 40
Millionen andere Bürgerinnen mitmachen ist völlig realitätsfern.
Effektiver sind da aus meiner Sicht Kampagnen, die auf strukturelle Reformen zielen. Ob Petitionen, Briefe an die Landes- und Bundespolitiker, Bürgerbegehren oder Demonstrationen, mit diesen
Strategien kennt sich der BUND bestens aus. Lieber für systemische Veränderungen kämpfen, als die Leute mit Verzichtsappellen behelligen.
Verpufft die Kampagne also völlig wirkungslos? Nun vielleicht macht sie die Adressaten nachdenklicher. Vielleicht bekommen manche ein schlechtes Gewissen beim Blick in ihre Gelbe Tonne. Und das
fördert dann womöglich die Offenheit für gesetzliche Standards, die den Plastikmüll verringern.