Es ist nicht neu, dass die Landwirte unter dem Preisdiktat der großen Lebensmittelhändler leiden. Anfang Dezember haben wütende Bauern ihrem Ärger vorm Zentrallager von Lidl Ausdruck verliehen.
In Cloppenburg blockierten nach Polizeiangaben zeitweise bis zu 140 Traktoren die Zufahrt.
Ich weiß nicht, warum die Bauern sich ausgerechnet Lidl ausgesucht haben. Es hätte vermutlich auch genauso gut Aldi oder Netto sein können.
Seit vielen Jahren ist Lidl bestrebt, sein Image zu verbessern. Es fing an mit Produkten aus fairem Handel, die man ins feste Angebot aufgenommen hat. Und zuletzt sorgte die Kooperation mit
Bioland für viel Aufsehen. Das ist doch schon mal was.
Da kommt die Traktorenblockade ungelegen. Um darauf öffentlichkeitswirksam zu reagieren, veröffentliche der Discounter aus Neckarsulm Anzeigen mit einer Stellungnahme.
Interessant fand ich diese Formulierung: »Als Lebensmittelhändler kann Lidl die Problematik nicht alleine lösen. Um die Lage in der Landwirtschaft nachhaltig zu verbessern, sind mutige Schritte
seitens der Politik, Verarbeitern und unseren Mitbewerbern erforderlich, bei denen wir ausdrücklich unterstützen werden.«
Es ist tatsächlich so, dass Lidl nicht alleine das Problem lösen kann. Wenn sie deutlich besser zahlen, wären die Lebensmittel teurer, und die Leute würden nicht mehr beim Lidl einkaufen. So
einfach ist das.
Also, Lidl wünscht sich eine mutige Politik. Aber als ausgerechnet Julia Klöckner etwas Mut bewies, war es dann auch nicht recht. Die CDU-Politikerin hatte einen Gesetzesentwurf auf den Weg
gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck der Handelsriesen geschützt werden sollen, und von unfairen Umgangsformen gesprochen.
Da bekam Bundeskanzlerin Angela Merkel einen empörten Brief der großen deutschen Handelsketten. Das sei ja alles gar nicht so.
Daran müssen sich PolitikerInnen wohl gewöhnen. Auf der einen Seite wird von Ihnen Entschlossenheit und Mut gefordert, auf der anderen Seite macht man ihnen genau das zum Vorwurf.