Keynes und enkeltaugliche Wirtschaftsförderung

 

Im Frühjahr 2020 zahlte sich aus, dass die Merkel-Regierung den Lehren von John Maynard Keynes gefolgt ist. Der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 ist sie mit einem entschlossenen Konjunkturpaket begegnet. Und in der darauf folgenden Erholungsphase hat sie den Schuldenberg abgetragen. Das haben viele Interessenvertreter und Ökonomen zunehmend kritisiert. In der Coronakrise bewehrt sich die Politik der »Schwarzen Null«. Wie kaum in einem anderen Staat der Europäischen Union ist nun Geld da, um den Unternehmen und Bürgern unter die Arme zu greifen.

Doch mit der Coronakrise  ist noch ein zweiter Gedanke von Keynes populär. Der bis heute viel zitierte Ökonom vertrat die Einschätzung, dass die Produktion von Gütern nur dann ins nahe oder ferne Ausland verlagert werden sollte, insofern es sinnvoll und notwendig erscheint.


Der freie Waren- und Kapitalverkehr ist demnach nicht automatisch zum Wohle aller. Besser sollten Produzenten und Endverbraucher, wann immer dies sinnvoll und möglich ist, ein und demselben Wirtschaftsraum angehören. Keynes bezweifelte nicht, dass der Handel mit Gewürzen, Bananen, Öl, Zink und dergleichen sinnvoll ist. Die überwiegende Anzahl der Produkte könnten die Länder allerdings selbst herstellen.  Diese Überlegungen hat der berühmte Ökonom bereits in den 1930er Jahren angestellt und zumindest theoretisch stimmt es immer noch.


Wir sind extrem abhängig von Export und Import geworden. Länder und letztlich auch Kommunen und Regionen sind politisch selbstständiger, wenn sie nicht ständig die Abwanderung von Kapital und Arbeitsplätzen ins Ausland befürchtet müssen. In diesem Sinne sind die Forderungen zu verstehen, zumindest systemrelevante Produkte und Dienstleistungen wieder näher an die Bundesrepublik oder zumindest in die EU heranzuholen.

Vielleicht geht es auch noch weit darüber hinaus, werden ortsnahe Produktion und Handwerk boomen und erfährt damit die regionale Wirtschaft grundsätzliche eine Renaissance. Wie man so eine Tendenz verstärken könnte habe ich bereits in der Ökoroutine skizziert. Das Kapitel dazu heißt Wirtschaftsförderung 4.0. Später hat uns das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Möglichkeit gegeben, das Konzept weiterzuentwickeln und in der Praxis zu erproben.


Inzwischen wird es auch in Witten, Wuppertal und Witzenhausen erprobt. In Osnabrück gehört die Förderung der regionalen Nachhaltigkeit nun zum Standard. Die Globalisierung lässt sich gewiss nicht umkehren, aber dass die lokalen Wirtschaftsstrukturen wieder an Bedeutung gewinnen, das ist durchaus denkbar, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist.