Mit der IGBCE zur Selbstverbrennung

Es wird heiß auf dem Planeten. Um deutlich zu machen, wie dramatisch das ist, spricht der international renommierte Klimaexperte Schellnhuber von »Selbstverbrennung«. Kann ja sein, aber deswegen muss man doch nicht die Kohle verteufeln, meint die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Sie betätigt sich in professioneller Verharmlosung. In den Augen vieler Kohlelobbyisten sind die Klimaschützer nur eine Spinnerbande.


Die IGBCE sitzt natürlich auch in der Kohlekommission, um den dort avisierten Kohleausstiegsfahrplan nach Kräften auszubremsen. Vor einigen Tagen erreichte mich die Mail eines Kollegen. Er berichtet, wie raffiniert der Verband argumentiert. Dessen Positionspapier sei ein »rethorisches Schmuckstück«. Es weckt den Anschein, man sei für die Energiewende, meint aber das Gegenteil.

 

Untern anderem heißt es in da: »Schon heute zeigt sich, dass viele industriell gefertigte Produkte eine positive CO2-Bilanz besitzen. Die durch ihren Einsatz vermiedenen CO2-Mengen sind größer als die bei ihrer Herstellung verursachten. Diese Betrachtung ist zielführender als die isolierte Betrachtung des Ressourcenverbrauchs industrieller Produktionsprozesse.«


Das ist ja spitze: Shoppen für den Klimaschutz! Ich kaufe eine Waschmaschine und ziehe damit Kohlenstoff aus der Luft. Nein das geht natürlich nicht. Aber mit Windkraft und Solaranlagen geht das durchaus. Nur, davon spricht der IGBCE natürlich nicht.


Solche Positionspapiere zu lesen, kann frustrierend sein. Aber aus meiner Sicht hat der Kollege völlig recht. Wer sich für eine ekeltaugliche Energieversorgung stark macht, sollte die perfiden Argumente der Gegner gut kennen, –  um die eigenen Argumenten zu schärfen. Nicht komplexe, akademische Statements werden gehört, sondern brillant auf den Punkt gebrachte Statements.


Deswegen spricht Schellnhuber auch von Selbstverbrennung statt von »Erwärmung«. Das klingt viel zu harmlos, ja eher gemütlich und angenehm. Framing heißt der Fachausdruck dafür.


Es stimmt verdrießlich, dass jährlich viele Millionen Euro investiert werden, um den Klimaschutz zu leugnen und zu bremsen. Da ist es wichtig, sich einmal klar zu machen, wo wir herkommen. Im Jahr 1992 gab es in Deutschland nur vier Prozent umweltfreundlichen Strom. Heute sind es bald 40 Prozent. Noch vor gut zehn Jahren sahen Pläne vor, an die 25 neue Kohlekraftwerke zu bauen, die angeblich unverzichtbar waren. Wir haben uns vom Atomstrom verabschiedet. Und jetzt diskutieren wir über einen systematischen Kohlenstoffausstieg. Das ist doch schonmal was. Wir können etwas bewirken. Du kannst etwas bewirken. Der Kampf gegen die Kohle, er lohnt sich. Tu was!