Neulich hatte ich im Zug eine interessante Unterhaltung. Wir sitzen zu zweit im Abteil und vernehmen die Ansage: »Der Zug kann bis auf Weiteres nicht weiterfahren. Grund ist die Technische Störung an einem Waggon.«.
Auf dem Weg zu einem Vortrag, also etwas unter Zeitdruck, sage ich leicht genervt: »Da gibt es mal keine Störungen auf der Strecke, dann ist halt ein Wagen kaputt.«
Der Mann im Businesslook gegenüber: »Ja, das ist ja irgendwie normal. Ich reg’ mich darüber schon gar nicht mehr auf.«
Wir plaudern über Anschlusszüge und die Bahn im Allgemeinen. Beide haben wir eine Bahn Card 100. Im Laufe des Gesprächs – gerade sind Elektroautos das Thema – stellt sich heraus, dass der Businessmann in der Automobilindustrie arbeitet.
Ach frage ich und »warum fahren Sie mit der mit der Bahn, sogar mit einer Bahnflatrate?«
»Wissen Sie«, sagt der Automann, »das war so: Vor einigen Jahren habe ich mir den Fuß gebrochen. Daraufhin meinte der Chirurg, ich könne jetzt ein Jahr keine Auto fahren. Das war für mich ein ziemlicher Schock. Und nach einiger Zeit, wurde mir klar, dass ich ja auch mit der Bahn fahren kann. Irgendwann war das Jahr dann um. Und ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, mit dem Auto zu fahren.
Wenn ich jetzt nach Hause komme, sind die Berichte geschrieben, die Listen fertig und ich habe meistens Feierabend. Früher muss ich mich dann noch Stunden an den Schreibtisch setzen. Außerdem ist es ziemlich gefährlich nach einem Arbeitstag, völlig übermüdet noch vier Stunden das Auto zu lenken. Passiert dann ein Unfall, kann es Probleme mit der Versicherung geben. Deswegen ist es für mich auch nicht so schlimm, wenn es mal etwas später wird mit der Bahn.«
Diese Unterhaltung hat bei mir lange nachgewirkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine gute Broschüre oder ein toller Fernsehbericht den Automann zum Bahnfahrer hätte wandeln können. Ohne es zu wissen, hat der im Herr Businesslook das Konzept der Ökoroutine auf den Punkt gebracht: Verhältnisse ändern Verhalten.
Mehr dazu am nächsten Sonntag.