Digitalisierung, autonomes Fahren, Elektroantrieb: Die anstehenden technischen Innovationen können Verkehrsflüsse und Mobilitätsverhalten revolutionieren. Ob die neue Welt dem Klimaschutz und zukünftigen Generationen dient, hängt von der bereitgestellten Infrastruktur ab. Was damit gemeint ist und welche Rolle dabei die Ökoroutine spielt, möchte ich am Zukunftsthema »Autonomes Fahren« erläutern.
Er ist schon faszinierend: Mit dem Smartphone bestellt sich Peter einen Wagen. Es gehört nicht ihm persönlich, sondern den Stadtwerken, genauer den Verkehrsbetrieben. Innerhalb von 15 Minuten
steht der Wagen vor der Tür, ungefähr so groß wie ein Smart. Eben weil es so schnell geht, lohnt sich für Peter nicht mehr, einen eigenen Wagen zu unterhalten. In einer Gemeinde mit rund 5000
Einwohnern sind einige Dutzend verfügbar. Das autonome Fahrzeug bringt Peter zum nächsten Bahnhof, auf dem Weg dorthin steigt ein weiterer Fahrgast zu. Vom Bahnhof geht es dann rasch in die City.
Regionen, in denen keine Bahnlinie verfügbar ist, haben Schnellbuslinien. Diese führen nicht über die Dörfer, von dort werden die Fahrgäste ja mit den autonomen Fahrzeug gebracht, sondern direkt
in die Stadt. Es handelt sich um ein sogenanntes Hub-System So kommt man auch vom Land recht schnell in die Stadt zum Shoppen.
Selbstfahrende Autos können zudem den »Dorf-zu-Dorf-Verkehr« bedienen und etwaige Mitfahrsysteme übernehmen. Für solche Verbindungen gibt es kaum Bus- oder Bahnverbindungen. Das eigene Auto würde
schrittweise überflüssig. Es wäre leicht möglich, dass im Jahr 2035 nur noch halb viele Autos auf den Straßen stehen. Die Potenziale des autonomen Fahrens sind faszinierend. So weit die Vision.
Denkbar wäre aber auch ein Horrorszenario: Alles bleibt beim Alten. Die Menschen nutzen zwar selbstfahrende Autos, aber jeder sein eigenes. Alle haben ihren Wagen vor der Haustür und lassen sich
von der Maschine in die City bringen. Einparken muss Peter dann nicht mehr. Wie praktisch! Und wenn Schwiegermutter anruft, ihr seien die Eier ausgegangen, dann lässt er sie eben mit dem Wagen
vorbeibringen. Der kennt ja den Weg und findet auch allein zurück. Die Straßen wären dann noch mehr verstopft, als schon heute.
Es bleibt also dabei, unsere Routinen ändern sich nicht von allein. Wenn sich jedoch die Strukturen ändern, dann wandeln sich auch unsere Mobilitätsgewohnheiten. In der Ökoroutine finden sich
dafür viele Vorschläge. Sie zeigen zum Beispiel, wie sich die Erreichbarkeit der Städte für Radler und mit dem Nahverkehr verbessern lässt, etwa indem Pkw-Spuren zu Busspuren weiterentwickelt
werden. Auch der Rückbau von Parkplätzen ist ein Treiber für den Wandel. »Push and Pull« nennen das die Verkehrswissenschaftler, »schieben und ziehen«. Ein ganz alter Hut. Wir müssen nur endlich
damit anfangen. Dann kann das autonome Fahrzeug unser Mobilitätsverhalten positiv wandeln.