In den Medien werden wir ermahnt unser Verhalten zu verändern und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Wir tun nicht, was wir für richtig halten, weil die Informationen nicht unsere Routinen ändern.
Das lässt sich auch neurologisch erklären: Routinen sind sehr tief im Gehirn verankert. Wenn wir neue Fähigkeiten und Verhaltensmuster erlernen, wird zunächst die Großhirnrinde
aktiv. Dort sitzt die Zentrale für unser bewusstes Tun, was man im Computertomographen auch sehr schön beobachten kann. Je mehr eine Handlung zur Gewohnheit wird, desto tiefer wandern die
Hirnsignale. Versuche zeigen, dass Menschen oftmals an Routinen festhalten, selbst wenn sie nicht mehr davon profitieren. Ganz offensichtlich ist das beim Rauchen von Tabakwaren.
Doch Routinen können sich ändern etwa durch einschneidende Erlebnisse wie einem Verkehrsunfall oder die gesellschaftlichen Strukturen, also ein Umfeld, welches den Änderungsprozess unterstützt.
Das kann das soziale Umfeld sein, darauf basiert beispielsweise das Konzept der »Weight Watchers«. Von großer Bedeutung ist zudem das objektive Umfeld, etwa Rauchverbote in Gaststätten oder der
Preis von Tabak. Die Autofahrt mit dem Gurt wurde letztlich durch ein Verwarnungsgeld Routine. Inzwischen ist das Angurten vor Autofahrten so selbstverständlich wie das Zähneputzen.
Der große Vorteil beim Klimaschutz ist: Unsere Routinen können sich viel leichter ändern als unsere Ernährungsgewohnheiten oder die Rauchgewohnheiten. Effizienzstandards im Neubau verändern das
Entscheidungsverhalten von Bauherren ohne deren Zutun. Das ist ungefähr so, als würde man den Nikotin- und Schadstoffgehalt von Zigaretten durch gesetzliche Vorgaben schrittweise so weit
reduzieren, dass sie am Ende nicht mehr gesundheitsschädlich sind. Die schrittweise angehobenen Energiestandards für Neubauten haben die Bauherren von komplizierten Gewissensfragen entlastet. Die
Mehrkosten amortisieren sich über die nächsten 30 Jahre. Und durch Skaleneffekte verringern sich die Kosten für die eingesparte Kilowattstunde insgesamt. Schließlich machen die Vorgaben die
Spartechnologien zu einem Massenprodukt.